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Doppelsterne im Sternbild Coma Berenice (Haar der Berenike)

Doppelsterne im Haar der Berenice

Mel 111, Mai 2009

Das Haar der Berenice besteht aus einem offenen Sternhaufen mit dem Namen Melotte 111. Die Aufnahme zeigt Melotte 111 wie er beim Anblick mit einem kleinen Fernglas erscheint, also aufrecht und seitenrichtig. Das Bild wurde mit einer Canon EOS 400d mit einer Brennweite von 50 mm aufgenommen, die Farben der einzelnen Sterne sind leider nicht zu erkennen. Neben den Flamsteed Nummern sind auch markante Doppelsterne gekennzeichnet.


Wolf 1432,
LDS 930AB, G 121-058, WDS12089+2147

Wolf 1432, G 121-058, LDS 930AB, April 2015, UNC30515, 1500 mm, Canon EOS 1100D, 4 x 120 s

Es ist nicht genau bekannt wer die Eigenbewegung von diesem Stern entdeckte, doch verweist Max Wolf in den Astronomischen Nachrichten von 1924 auf Beobachtungen von J. G. Porter vom Cincinnati Observatorium : "Auffällig ist die schlechte Übereinstimmung der für Nr. 1432* gefundenen Bewegung mit Ci18 1508, die in Ci18 als s = 0,40'' in Phi = 272° angegeben wird.(...)". Wolf selbst gab eine Eigenbewegung von 0,28'' / Jahr in 270° an [12]. Tatsächlich ist jedoch der Wert von Porter der genauere. Der Begleiter wurde erst im Jahre 1936 durch Luyten (?) bemerkt. Er ist in zweifacher Sicht bemerkenswert, erstens wegen seiner Farbe und zweitens weil er eine noch größere Eigenbewegung wie die hellere Komponente besitzt. Die Eigenbewegung von A beträgt -387 Millibogensekunden / Jahr in R.A. und 38
Millibogensekunden / Jahr in Deklination, die Eigenbewegung von B beträgt hingegen -439 Millibogensekunden / Jahr in R.A. und 37 Millibogensekunden / Jahr in Deklination. Der Abstand zwischen AB liegt bei rund 16 Bogensekunden.

Beim Lowell Proper Motion Survey stieß 1963 Henry L. Giclas bei der Auswertung der 121. Platte auf dieses Common Proper Motion Paar : "Der schwächere Stern ist beinahe im Bild des hellen Hauptsterns verloren und die Farbbestimmung ist daher ziemlich unbestimmt. Die beiden Sterne scheinen ein Common Proper Motion Paar mit einer Separation von 16'' zu bilden." [15].

Seit 1936 wurde der Abstand von LDS 930AB lediglich 4 mal bestimmt. Die Helligkeiten betragen für die A Komponente 9,45 Magnituden, für die B Komponente 14,63 Magnituden.



STT 245, WDS12175+2856


STT 245, Mai 2009

Die Struktur wurde im Jahre 1843 von J.H. Mädler entdeckt. Mit einem Helligkeitsunterschied von fast 5 Magnituden würde man in dem Begleiter (Helligkeit ca. 10,2 mag) einen optischen Hintergrundstern vermuten. Tatsächlich zeigen beide Sterne keine relative Eigenbewegung zueinander, so dass man davon ausgehen kann, dass beide Komponenten Mitglieder von Melotte 111 sind.


Gamma Comae,
SMR 58, WDS12269+2816

 Gam Comae, Mai 2014, UNC30515, 30 s

Gamma Comae ist der hellste Stern im offenen Sternhaufen vom Haar der Berenice. Im Abstand von 16,2 Bogensekunden
befindet sich ein weiterer Stern, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um einen Hintergrundstern handelt. Seit 2013 wird Gamma Comae im WDS Katalog aufgeführt, jedoch wurde der Begleiter schon im Jahr 2000 erstmals beobachtet. Bislang liegen 4 Messungen vor. Während es sich bei Gamma Comae um einen 4,4 Magnituden hellen Stern vom Spektraltyp K1III handelt, erscheint der Begleiter lediglich in einer Helligkeit von rund 12 Magnituden und ist vom Spektraltyp M.



STF1643,
Burnham 6174, Wolf 412, WDS12272+2701, Schnellläufer, Doppelstern mit gemeinsamer Eigenbewegung

Max Wolf, Aufnahme vom 26. März 1892 (!) mit 14 Com, 16 Com, STF1643 = Wolf 412 [7]

Umgebung um STF1643 = Wolf 412, Mai 2014

STF1643, Mai 2013, UNC30515, 1500 mm Brennweite

Umlaufbahn STF1643,BU 6174, Wolf 412, WDS12272+2701 2 mögliche Umlaufbahnen für STF1643 (Ole2003b, WSI2004a)

Bei STF1643 handelt es sich um einen Doppelstern mit gemeinsamer Eigenbewegung, also um ein sogenanntes Common Proper Motion Pair. Die Eigenbewegung beträgt 93,52 Millibogensekunden / Jahr in R.A. und -249.31
Millibogensekunden / Jahr in Deklination. Die Aufnahme von Max Wolf vom 26. März 1892 (!) zeigt den Himmelsausschnitt um STF1643. Sie entstand nur wenige Wochen nach der Inbetriebnahme seines 6-Zoll Astrographen. Die Belichtungszeit betrug 10800 Sekunden [Wolfs 3 Stunden Verfahren, Anmerkung des Autors]. Auch diesen Himmelsausschnitt fotografierte Wolf in nachfolgenden Jahren immer wieder und so stellte er im Jahr 1916 anhand von Vergleichen seiner Aufnahmen die Eigenbewegung von STF1643 fest. Den Stern trug er unter der Nummer 412 in seinen Katalog von 1053 stärker bewegten Fixsternen ein [7, 9, 10]. In seiner ersten Veröffentlichung in den Astronomischen Nachrichten von 1916, in denen der Stern noch unter der Nr. 223 aufgeführt wurde, schrieb Wolf : "Nr. 223:= AG Cbr E: 6120-21 = Doppelstern Burnham 6174; wegen zu großer Helligkeit nicht ganz sicher; die beiden Komponenten nicht erkennbar, als eine runde Scheibe abgebildet" [11].

Die Struktur von STF1643 wurde jedoch nicht von Burnham sondern von F.W.Struve im Jahre 1830 entdeckt. Seitdem wurde STF1643 insgesamt 209 Mal beobachtet. Aktuell gibt es für diesen Doppelstern 2 Vorschläge für eine mögliche Umlaufbahn. Die Bahn nach D. Olevic & Z. Cvetkovic (Ole2003b) hat eine Periode von 550 Jahren, die Umlaufbahn von B.D. Mason, W.I. Hartkopf, G.L. Wycoff (WSI2004a) hat eine Periode von 1628 Jahren. Bei beiden Bahnen handelt es sich um Grad 4 - Bahnen.


17 Comae, STFA 21AB, WDS12289+2555

17 Comae, Mai 2009

Bei 17 Comae handelt es sich ebenfalls um ein Mitglied von Melotte 111. Seit der ersten Messung von 1836 durch F.W. Struve haben sich Abstand und Positionswinkel nicht verändert. Mit einer Parallaxe von 12,06 Millibogensekunden ergibt sich eine Entfernung von 271 Lichtjahren.


STF1651, WDS12317+2701


STF1651, Mai 2013, UNC30515, 1500 mm Brennweite

Bei STF1651 handelt es sich um den kleinen Doppelstern in der rechten oberen Ecke. Mit einer Magnitude von 8,65 und 10,07 kann er noch leicht beobachtet werden. Seit seiner Entdeckung im Jahre 1830 durch F.W. Struve haben sich Abstand und Positionswinkel nur gering geändert.


24 Comae, STF1657, WDS12351+1823

24 Comae, April 2007, R200SS, 1500 mm

Ein schöner Doppelstern, der sich durch seinen Farbkontrast auszeichnet. Es ist daher etwas erstaunlich, daß weder Christian Mayer noch Wilhelm Herschel ihn in ihren Katalogen aufführten.


Mayer 32, STF1633, BSC4698, WDS12207+2703

Mayer 32, April 2007, R200SS, 1500 mm

Ein eher unscheinbarer Doppelstern. Beide Komponenten gehören zum gleichen Spektraltyp F3V und sind mit 7,04 mag und 7,13 mag nahezu gleich hell. In Christian Mayers Originalpublikation war dieser Doppelstern noch nicht aufgeführt. Erst zwei Jahre später wurde BSC4698 in Johann Elert Bodes "Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1784" an 32. Stelle im "Verzeichnis aller bisher entdeckten Doppeltsterne" (260 kB) mit folgender Bemerkung aufgeführt [2] : "nach H. Darquier ein Doppeltstern". Die Entdeckung geht also nicht auf Christian Mayer zurück.


Beta Comae, STT 578AB, WDS13119+2753

Beta Comae, Juni 2013, UNC30515, 1500 mm

Eigenbewegung von STT 578

Bei STT 578 handelt es sich um einen optischen Doppelstern mit besonders hoher Eigenbewegung von mehr als 1''/Jahr. Er wurde erstmals im Jahr 1851 von Otto Struve beobachtet. Bis 1924 erfolgten weitere vereinzelte Messungen von verschiedenen Astronomen. Dann folgte eine lange Zeit in der STT 578 nicht beobachtet wurde. Im Jahr 1991 wurde STT 578 von dem Astrometrie-Satelliten Hipparcos gemessen. Die Helligkeit der Komponente A beträgt 5,0 mag, die Helligkeit des optischen Begleiters liegt bei 10,8 mag. Abstand und Winkel wurde von Hipparcos nicht bestimmt.

Erst im Jahre 2011 erfolgte nach 87 Jahren eine neue Positionsmessung durch den Autor. Anhand dieser Messungen lässt sich die Eigenbewegung von STT 578 leicht darstellen. Im Jahre 1935,1 erfolgte die größte Annäherung des Begleiters an den viel helleren Hauptstern. Der Abstand betrug 84,5''. Leider erfolgte zu diesem Zeitpunkt keine Messung. Seitdem vergrößert sich wieder der Abstand von AB. Aktuell liegt er bei 124,6''. Der Positionswinkel beträgt 181,6°.

Polarkoordinaten für die größte Annäherung :

ρ =   84,5''
φ = 228,8°

Eigenbewegung :

μx =  790 Millibogensekunden/Jahr
μy =  903 Millibogensekunden/Jahr
μ   =1200 Millibogensekunden/Jahr

Zeitpunkt der größten Annäherung :

Jahr = 1935,1







Quellennachweis

[1] The Washington Double Star Catalog, http://ad.usno.navy.mil/wds/
[2] Christian Mayer, Verzeichniss aller bisher entdeckten Doppelsterne, Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1784, Herausgegeben von Johann Elert Bode 1781,
[3] Brian Workman, Binary Star Orbit Calculator, http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Runway/8879/englishdownload.html
[4] William Herschel, Catalog of Double Stars, Philosophical transactions of the Royal society of London, 1782 Vol. 72
[5] The Bright Star Catalogue, http://www.alcyone.de/SIT/bsc/bsc.html
[6] William Herschel, Catalog of Double Stars, Philosophical transactions of the Royal society of London, 1785 Vol. 75
[7]
HDAP, Heidelberg Digitized Astronomical Plates, http://dc.zah.uni-heidelberg.de/lswscans/res/positions/q/form

[8] Jörg S. Schlimmer, Discovery of Small Companions of gam Comae and TYC 1989-00307-1 in Constellation Coma Berenices and a Possible New Common Proper Motion Pair in the Constellation Canes Venatici, Journal of Double Star Observations, Vol. 10 No. 1 January 1, 2014
[9]
Max Wolf, Katalog von 1053 stärker bewegten Fixsternen, Astronomische Nachrichten, 1919
[10] Max Wolf, Eigenbewegungssterne, Astronomische Nachrichten Nr. 4892, 1917
[11] Max Wolf, Eigenbewegungen aus der Umgebung von 17 Comae, Astronomische Nachrichten Nr. 4850, 1916
[12] Max Wolf, Einige stärker bewegte Sterne in Coma und Virgo, Astronomische Nachrichten Nr. 5305, 1924
[15]
Lowell proper motions IV : proper motion survey of the Northern Hemisphere with the 13-inch photographic telescope of the Lowell Observatory,
Bulletin / Lowell Observatory ; no. 120, v. 6, no. 1




Danksagung

This research has made use of the Washington Double Star Catalog maintained at the U.S. Naval Observatory.
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research has made use of the SIMBAD database, operated at CDS, Strasbourg, France
This work made use of the HDAP which was produced at Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl under grant No. 00.071.2005 of the Klaus-Tschira-Foundation.